Auslandstierschutz – aber wie?

Um es vorweg zu nehmen: Niemand von uns ist ein Gegner von Auslandstierschutz!

Täglich erreichen uns herzerweichende E-mails: „Hope sitzt in der Tötung, muss in 3 Tagen herausgeholt werden, sonst muss er sterben“, „Dringend Pflege- oder Endstelle für Jacky gesucht“, „Flugpaten gesucht“…
Alle diese Nachrichten machen uns betroffen, traurig und hilflos. Denn die Hilfe, die man von uns erwartet, können wir nicht leisten. Natürlich muss auch diesen Tieren geholfen werden. Aber es kann nicht die Lösung sein, unüberlegt massenweise Tiere nach Deutschland zu bringen. Im jeweiligen Fall wird einem einzelnen Tier geholfen, aber was wird aus den Tausenden anderen?

Tierschutz muss dort ansetzen, wo die Missstände sind: durch Aufklärung der Bevölkerung, durch die Hilfe bei der Verbesserung der Haltungsbedingungen in den lokalen Tierheimen, durch Unterstützung der ausländischen Tierschützer, durch Hilfe zur Selbsthilfe wie es im Tierschutzprojekt Odessa, das vom Deutschen Tierschutzbund unterstützt wird, erfolgt.

Immer mehr Auslandstierschutzorganisationen schießen wie Pilze aus dem Boden und es ist schwer, die Spreu vom Weizen zu trennen. Wie soll man erkennen, wer seriös arbeitet und wer als Trittbrettfahrer eine Geldquelle im Mitleid sieht?

Wir ziehen den Hut vor den vielen Tierschützern in seriösen Organisationen, die sich vor Ort im jeweiligen Land für die Belange und Not der Tiere einsetzen und ihren Beitrag leisten, dass sich die Situation für die Tiere im Herkunftsland verbessert, dass man mit den Menschen arbeitet, um deren Einstellung zum Tier zu verbessern und dass die Politiker aktiv werden und Tierschutzgesetze durchsetzen.

Was geschieht mit den Tieren, die auf Bestellung über Internet mit Flugpaten nach Deutschland kommen und dann doch nicht sozial verträglich sind, wie beschrieben? Was wird aus dem Hund, bei dem sich trotz vorgelegtem Gesundheitstest plötzlich gefährliche und kostenintensive Krankheiten herausstellen? Was ist, wenn der Straßenhund nicht mehr lernt, sich in einer Familie einzuleben?

Oft sitzen sie jahrelang auf Pflegestellen, ohne eine Chance auf Vermittlung. Wir kennen Pflegestellen, in denen bis zu 20 Auslandshunde sitzen, die kaum vermittelbar sind. Die Organisation wirbt mit teuren Hochglanzprospekten Spenden für den Auslandstierschutz ein, die Inhaber der Pflegestellen jedoch lässt man mit der Arbeit und den Kosten im Stich. Oder sie kommen in deutsche Tierheime, die bereits mit hiesigen Notfällen an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Es ergeht es ihnen vielleicht wie zwei traumatisierten Sorgenkindern, die im Quellenhof betreut werden müssen:

Murphy wurde aus Mitleid aus der Tötungsstation in Ungarn geholt und nach Deutschland gebracht. Gleich am ersten Tag stellte sich heraus, dass er mit anderen Hunden nicht verträglich ist. Was niemand ahnen konnte: Murphy wurde für Hundekämpfe eingesetzt und ist stark traumatisiert. Er ist der liebste Hund zu Menschen, aber es dürfen keine Vierbeiner zu sehen sein, dann legt sich in seinem Kopf ein Schalter um. Murphy darf nur mit Maulkorb Gassi gehen und benötigt einen Einzelplatz, wo keine anderen Tiere leben.

TinkaIm November 2013 wurde eine extrem ängstliche Hündin eingefangen. Wir haben ihr den Namen Tinka gegeben. Sie ist monatelang immer wieder gesichtet worden, aber niemand kam nahe genug an sie heran. Endlich gelang es, das verstörte, traumatisierte Tier mit einem Betäubungsgewehr zu betäuben und einzufangen. Sie ist nicht böse oder aggressiv, sondern zeigt pure Angst. Erst nach Tagen haben wir es geschafft, nach einem Chip zu suchen und siehe da: sie hat einen ausländischen Chip, ist aber nirgends registriert und es wird nicht einmal nach ihr gesucht.

Hunde wie Murphy und Tinka sitzen jahrelang im Tierheim. Auch wenn es ihnen hier vermutlich besser als in ihren Herkunftsländern geht: Ist das die Lösung für die Tiere?

Es würde nicht zum Gedanken eines vereinten Europas passen, generell die Einfuhr von Hunden oder anderen Tieren nach Deutschland zu verbieten. Das ist nicht unsere Intention. Wenn man im Urlaub „seinen“ Hund findet, ihn tierärztlich betreuen und für den Umzug nach Deutschland vorbereiten lässt, man das Tier kennen gelernt hat, dann freuen wir uns für jeden Hund, der so sein neues Zuhause bekommt. Aber den Tierimport im großen Umfang lehnen wir ab. Wir fordern, dass endlich die Politiker aktiv werden und es sowohl für alle Länder bessere Tierschutzgesetze geben sollte, sowie nationale Vorgaben und Regelungen erarbeitet und überprüft, sowie deren Einhaltung, als auch Kontrollen verschärft werden.

Vorrang sollte immer haben, dass die Tiere vor Ort in ihren Heimatländern ein neues Zuhause finden. Die immense Zahl an Straßenhunden und frei lebenden Katzen sollte durch Kastrationsprogramme langfristig reduziert werden. Um dem Tierhandel unter dem Deckmantel des Tierschutzes Einhalt zu gebieten, wären denkbare Ansätze zum Beispiel:

  • Die Gemeinnützigkeit nur solchen Organisationen zu erteilen, die Projekte im jeweiligen Land vor Ort betreiben und fördern.
  • Stärkere Kontrollen von Tiertransporten im Grenzverkehr innerhalb der EU.
  • Registrierung direkt beim Chippen muss Pflicht werden.
  • Organisationen, die Tiere nach Deutschland verbringen, sollten verpflichtet werden, diese zu betreuen und zurückzunehmen, wenn die Vermittlung nicht funktioniert hat. Dies wird übrigens von jedem Tierheim als Selbstverständlichkeit gehandhabt.

Organisationen, die nur Tiere - vor allem Welpen - einführen und hier unterbringen wollen, unterstützen wir nicht.

Unsere Hochachtung gebührt vor allem den ausländischen Tierschützern und deutschen Organisationen, die auch unter widrigen Bedingungen die Probleme vor Ort angehen und dort helfen, wo es Sinn macht und langfristig zum Erfolg führt!

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